„Die Verkehrssituation in Buchloe ist schlichtweg nicht in Ordnung“
Diskussionsveranstaltung „Sicherer Schul-Rad-Weg“der UBI in der Alpvilla
Die Schulwegsicherheit war und ist uns immer schon ein Thema gewesen. Um diese Problematik noch einmal zu verdeutlichen, haben wir für diese Diskussion ein hochkarätiges Gremium zusammengestellt. Karl Höß, pensionierter Leiter der Buchloer Polizei und nun Sachverständiger und Gutachter zu Verkehrsrechtsfragen, Peter Stumm vom Landesverband Bayern zur Selbsthilfe Körperbehinderter, Maximilian Lohner vom Buchloer Jugendbeirat und Bürgermeister Christian Wilhelm aus Sonthofen. Die Diskussion an diesem Abend leiteten Markus Detlefsen, Vorsitzender der UBI, und Karin Pfisterer.
Rudi Grieb, Fraktionsvorsitzender der UBI-Fraktion im Stadtrat, führte in das Thema ein. Radfahren sei gesund und umweltfreundlich, aber in Buchloe auch manchmal lebensgefährlich. Ein besonderes Problem ist das geballte Eintreffen der Schülerinnen und Schüler, die alle zur gleichen Zeit über die Münchener Str. zu den dort befindlichen Schulen wollen. Sie müssen sich die Straße mit den „Elterntaxis“ teilen, die mitunter für chaotische Verhältnisse sorgen. Diese Situation führt dazu, dass noch mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen – ein Teufelskreis. Um die Probleme eines Radfahrers in der Angerstraße und der Münchener Straße zu verdeutlichen, wurde ein kurzer Film gezeigt, den ein Lastenfahrradfahrer mit seiner Helmkamera aufnahm. Er zeigte die typischen Probleme eines Radfahrers: einbiegende Autofahrer, den Radweg blockierende Mülltonnen, Autofahrer, die trotz Gegenverkehrs mit viel zu wenig Abstand vorbeirasen.
Doch wie kann die Stadt mit einfachen Mitteln auch kurzfristig diese Lage entschärfen? Dazu hatten alle Experten eine klare Meinung. Karl Höß, Fachmann für verkehrsrechtliche Themen erklärte „Die Angerstraße und auch die Münchener Straße sind zu eng für einen herkömmlichen Radweg. Außerdem fahren die Autos dann weiter mit Tempo 50 an den Radfahrern vorbei, was viele verunsichert.“ Auch sogenannten „Fahrradschutzstreifen“ erteilte der Fachmann eine klare Absage. „Diese Linien am Straßenrand schützen die Fahrradfahrer nicht ausreichend denn es gelte weiterhin Tempo 50. Dazu parken viele Autos auf dem Schutzstreifen und die geforderten 1,50 m Abstand beim Überholen würden nicht eingehalten.“ Seine Empfehlung: „Eine unechte Fahrradstraße“. Diese Sonderform erlaubt es auch Autos und Lastwagen diese Straße zu benutzen, was bei einer echten Fahrradstraße nicht der Fall ist. Aber die Fahrradfahrer haben Vorrang und die Maximalgeschwindigkeit wird auf Tempo 30 reduziert. Höß wies noch darauf hin „dass die Kosten für die Kommune recht überschaubar seien und das Lärmaufkommen und der Bremsweg der Autofahrer deutlich reduziert würden.“
Dieser Meinung schloss sich auch Maximilian Lohner an, der das Thema im Jugendbeirat besprochen hatte und das Ergebnis präsentierte. „Die Unsicherheit bei den Schülerinnen und Schülern, aber vor allem bei den Eltern, sorgt für die vielen Elterntaxis. Eine unechte Fahrradstraße sorge bei allen Beteiligten für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, das zeigten auch Bad Wörishofen, Freiburg oder Sonthofen.“
Damit fühlte sich Christian Wilhelm von Sonthofen direkt angesprochen und berichtete von seinen Erfahrungen als Bürgermeister einer ausgezeichneten „Fahrradfreundlichen Kommune“. Er wies auf die Probleme hin, die das Radwegenetz in vielen Städten und Gemeinde hat. „Radwege sind zwar da, sie hören aber oft sehr abrupt auf. Man müsse die Problematik also weiter fassen – so auch in Buchloe. Denn sollte die Münchener Straße zu einer unechten Fahrradstraße werden, gelte es, auch die Querstraßen ins Konzept mit einzubeziehen. Es gehe darum, alle mit ins Boot zu holen und ein umfassendes Konzept zu erarbeiten. Prinzipiell sei die Fahrradstraße aber ein „probates Mittel, das zur Entspannung im Verkehrsalltag beitragen kann.“
Peter Stumm vom Landesverband Bayern zur Selbsthilfe Körperbehinderter griff die erweiterte Sichtweise über die Münchener Straße hinaus auf und erklärte „Für Rollstuhlfahrer ist Buchloe eine durchgängige Hindernisfahrt und nicht nur für Radfahrer, sondern auch für Menschen mit Behinderung ist die Gennachstadt im wahrsten Sinne des Wortes ein holpriges Pflaster. Die Verkehrssituation in Buchloe ist schlichtweg nicht in Ordnung.“
Nachdem die Meinungen der Experten ausgetauscht waren, beteiligten sich die Zuhörer an der Diskussion und fanden Gefallen an den vorgebrachten Argumenten. Betonten aber auch, dass es vor allen Dingen auf gegenseitige Rücksichtnahme ankomme und schlugen vor, „dass die Polizei präventiv tätig werden muss und verkehrserzieherisch einschreiten soll, wenn Bedarf besteht.“
Nun geht es darum, die Stadt dazu zu bewegen, die Situation in der Angerstraße und der Münchener Straße im Sinne aller Verteilnehmer sicherer zu machen.
Die Zukunft beginnt jetzt!
Die ganze Welt spricht derzeit vom menschengemachten Klimawandel und schnellen wirksamen Maßnahmen auf globaler und nationaler Ebene. In Deutschland versuchen sowohl die Bundesregierung, die Länder und auch die Landkreise und Kommunen u.a. im Verkehrssektor die Menschen zum Radfahren und zu Fuß gehen zu animieren. Das Radwegenetz, Fahrradspuren und Fahrradstraßen sollen weiter ausgebaut werden, um die Sicherheit, Schnelligkeit und damit die Attraktivität und Akzeptanz des Radfahrens zu erhöhen.
Hier in Buchloe haben wir im Süden ein großes Schulzentrum mit Gymnasium, Realschule und Mittelschule. Dazu kommt der Kindergarten St. Antonia und auch die Grundschule, die VfL-Turnhalle, das Freibad und Hallenbad, das ESV- Stadion und die Tennisanlagen und weitere Freizeitanlagen. Das alles ist mit dem Fahrrad günstig und umweltfreundlich zu erreichen!
Was fehlt ist die Sicherheit und Attraktivität der Verkehrsführung sowohl vom Bahnhof als auch von Osten der Stadt her. Vor allem unsere radfahrenden SchülerInnen sind durch den teilweise zu schnellen Autoverkehr gefährdet!
Die Angerstraße und die gesamte Münchner Straße bieten sich als mögliche Fahrradstraße an, die außer Schildern nichts kostet. Alle Fahrzeuge können sie benutzen, aber mit Tempo 30. Ist uns das die Gesundheit unserer Kinder wert?
Lassen Sie uns das in einer Podiumsdiskussion am 25. Oktober 2021 um 20 Uhr in der Alpvilla, Münchnerstr.44 diskutieren!